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AutorenbildSimea Gut

Vom Wind und vom festhalten


Wir wollten schon länger hier hier her kommen.

Von dem Moment her, als wir lasen, es solle der schönste Strand Europas sein.

Und jetzt am Ende unserer Peloponnes Entdeckunsreise sitz ich hier vor dem saubersten, klarsten Strand. Hallo, Simos Beach.


Wir haben uns sogar zur Feier des Tages Strankliegen gegönnt. Zum ersten Mal in meinem Leben. Und nicht etwa nur zwei, die wir uns teilen zu viert - nein, jeder hat eine eigene Liege. Und zwar die Holz-Luxus-Variante in der ersten Reihe. Edel geht die Welt zugrunde.


Ich sitze und schau auf den Strand. Ich fühle mich.


Und dann... bläst da dieser Wind. Ziemlich eisig und stark und er kriecht in jede Ritze. Wenn man auf der einen Seite liegt, bekommt man Eisfüsse, die jeder Leiche Ehre machen würden. Liegt man auf die andere Seite, fühlt man schon eine Halsentzündung im Anmarsch.


Ich decke mich mit einem Handtuch zu, aber irgendwo kommt dieser fiese eisige Wind immer rein. Er lenkt mich ab. Er nervt mich. Jetzt bin ich hier. An diesem Strand. Auf einer Liege. Und friere.

Vergessen sind azurblaues Wasser und der Luxus des Augenblickes.


Alles, was ich spüre ist der Wind.

Alles was mich aufregt: Wind.

Mich regiert: der Wind.


Nach einer Stunde innerem Aufregen, Empören, Beten entschliesse ich mich, mein Notizbuch und mein Kindle und ein Handtuch zu schnappen und mich hinter die Dünen zu legen.


Ich kapituliere - du hast gewonnen, Wind.


Nach drei Schritten vom Wasser weg merke ich einen Unterschied. Keine zehn Schritte weiter hinten bläst der minimalste Wind den man sich vorstellen kann. Ich breite mein Handtuch aus. Ich denke nach.


Über Sinn und Unsinn von Festhalten von Dingen, die nur ok sind. Nicht ideal. Die uns ärgern oder aufregen. Aber wir haben uns für sie entschieden und sie haben uns vielleicht auch etwas gekostet und außerdem haben wir sie uns so lange so toll vorgestellt. Und so halten wir fest.


Gemeinden, die schon jahrelang keine geistliche Heimat mehr sind. Glaubenssätze, die uns gegen den Strich gehen. Beziehungen, die nur rauben und nicht bereichern. Ein Job, der einfach Geld bringt und sonst nur Frust.

Sonnenliegen im Wind.


Nötig wäre nur ein minimaler Effort, mir meine Sachen schnappen und ein paar Schritte weiter niederlassen. Mich bewegen. Mich aufmachen und nach dem jetzt Richtigen suchen.


Das hier ist ein Plädoyer, sich nie mit dem Status Quo zufrieden zu geben. Jedenfalls ohne sich umgeschaut zu haben, ob es nicht ein besseres Plätzchen gibt. Beweglich zu bleiben und weiter auszuprobieren.


Denn das Leben ist zu kurz für Kompromisse.


Disclaimer: Ich hab meine Gedanken aufgeschrieben, dann bin ich wieder zurück gezogen. War verdammt heiss und windstill da hinter der Dühne.



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